[Minigeschichte] Neubeginn

Veröffentlicht auf von Zong

[Nicht Fiktion mit Realität verwechseln... oder so]

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Es ist dunkel und heiß. Die Musik ist laut. Ich kenne jedes Wort, jeden Beat, ich kenne die Menschen, jedenfalls viele. Das ergibt sich, wenn man jede Woche hier ist.

Der Club oder wie auch immer man den Keller nennen soll, hier friert man selbst im Winter nicht. Doch jetzt ist Sommer. Die Erstsemester haben wir bereits vertrieben, wer bleibt bzw. immer wieder kommt, ist was besonderes. In irgendeiner Weise zumindest. Gestaltenabend nennen wir die Veranstaltung. Es gibt immer etwas zu sehen. Und ich? Nun, ich habe mich im Laufe meiner Anwesenheit auch gewandelt. Bin zu einer ebensolche Gestalt geworden.

Meine Haut ist blass und bildet damit einen krassen Kontrast zu dem schwarzen Stoff, der nicht nur bei meiner Kleidung vorherrschend ist. Meine Lieblingslieder wurden noch nicht gespielt. Die derzeitige Musik interessiert mich nicht. Und so liegt meine Aufmerksamkeit auf den Gästen. Auf einem Gast. Ich hatte schon immer eine Schwäche für rote Haare. Und die, die ich sehe, reichen bis tief den Rücken hinunter.
Das hier war mein Terrain, ich fühle mich sicher. Das letzten drei Bier hatten wohl auch ihren Anteil daran. Also beende ich das schüchterne Beobachten und setze alles auf eine Karte. Sagen wir, meine Anmache ist recht plump, aber diese Frau läßt sich nicht so einfach vertreiben. So lächelt so zuckersüß, scheint so selbstsicher. Ehrliche Worte verscheuchen oberflächliche Sprüche.
Ich weiß nicht, wonach ihre Haare riechen, und doch... Ich lege ihr den Kopf auf die Schulter, atme ihren Duft ein, küsse ihren Nacken. Sie schaudert. Als ich die Augen aufschlage, blicke ich direkt durch ihr Haar in das grinsende Gesicht des Barkeepers. Nun, was solls. Ich zwinkere ihm zu und ziehe meinen rothaarigen Engel mit mir in die Dunkelheit…

Ich spüre ihre Zunge an meinem Hals, ihre Hände auf meinem Bauch, während die Daumen vorwitzig weiter streichen, necken, und so viel versprechen. Meine Finger streichen durch ihre Haare, folgen ihnen auf ihren Rücken, um dann weiter nach unten über ihren Po zu fahren. Blut pulsiert in meinen Adern und das Verlangen nach ihr steigt mit jeder Berührung. Vergessen, was darf, was nicht darf, ziehe ich sie näher zu mir heran. Es wurde Zeit für einen Neuanfang - warum nicht hier, warum nicht jetzt? Das Gewissen schläft heute Nacht, schwere Gedanken verfliegen, während die Lust die Kontrolle übernimmt. Loslassen. Genießen.

Veröffentlicht in "Augenblicke"

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